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Nach dem Rekordsommer ist vor dem Rekordsommer!

Mitglieder der Wasserwacht fahren mit einem Rettungsboot den See hinaus
Landesreferent der Wasserwacht Joachim Weiß gibt ein Interview
Mitglieder der Wasserwacht mit Landesreferent Joachim Weiß

2018 verunglückten fast 50% mehr Menschen in sächsischen Gewässern. Die DRK Wasserwacht appelliert an den Ausbau der Wasserrettungsstrukturen.

„Die Rückschau auf die Saison 2018 lässt den Begriff ‚Superlativ‘ durchaus zu“, sagt Joachim Weiß von der DRK Wasserwacht Sachsen. Gemeint sind wachsende Herausforderungen an Sachsens Rettende im vergangenen Jahr, welche auch durch langanhaltende Trockenperioden verschärft wurden. „Der spürbare Anstieg der im Wasser verunglückten Menschen spricht für den dringenden Ausbau von Wasserrettungsstrukturen. Das betrifft insbesondere die touristischen Hotspots in Sachsens Seenlandschaften“, so Weiß weiter. 23 Menschen haben im Freistaat Sachsen nach Zählung der Wasserwacht ihr Leben im vergangenen Jahr im Wasser verloren. Betrachtet man die letzten Zahlen des Statistischen Landesamtes aus den Jahren 2015 (12) und 2016 (18), so ist eine Veränderung um fast 50 Prozent durchaus alarmierend. Trotz des Engagements von mehr als 5.300 Ehrenamtlichen und 63.200 Einsatzstunden der Wasserwacht in 2018 war diese Negativentwicklung nicht aufzuhalten. Es bedarf bei den Verantwortlichen, welche für Gewässer zuständig sind, ein Umdenken. Genauso haben auch diejenigen eine Verantwortung, welche von den Erholungsgebieten profitieren. Beteiligte aus Politik, Wirtschaft und Tourismus können gemeinschaftlich dafür sorgen, dass die Bewachung von Bade- und Wassersportgewässern verbessert werden. Ein Anstieg der Anzahl an Menschen, welche die heimischen Gewässer zu Zwecken der Erholung, also zum Baden, Sport und Wassersport nutzen, ist durch den touristischen Ausbau an vielen Orten im Freistaat sichtbar und erlebbar geworden. Die Menschen selbst sind es, die durch den Besuch und ihren Konsum (Parkplatzgebühren, Camping, Beherbergung und Verpflegung) in den neu geschaffenen Erholungsgebieten einen Beitrag zur Weiterentwicklung leisten. Es ist eine realistische Annahme, dass die Urlaubs- und Tagesgäste erwarten, dass ein Teil dieser finanziellen Leistungen für die Erfüllung des Sicherheitsbedürfnisses eingesetzt wird. „Fragt man die Menschen, dann liegt ihnen die Bewachung der Badestellen und eine Möglichkeit zur Ersten Hilfe sehr am Herzen. Vielen ist ein realer Rettungsschwimmer am Badestrand wichtiger als eine WLAN-Verbindung oder eine neue perfekt in Szene gesetzte Promenade“ kann Joachim Weiß aus eigener Erfahrung berichten. Hat man die Wahl, so geht man lieber an einen sicheren Strand. Doch wo hat man eine Wahl? Touristen-Guides, Karten und das Internet bieten hier nur wenig Orientierungsmöglichkeiten bei der Freizeitplanung. Von den 35 explizit ausgewiesenen EU-Badegewässern im Freistaat ist nicht einmal die Hälfte adäquat bewacht, um sicher baden gehen zu können. Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes engagiert sich auch an Sachsens größtem See seit Jahren für eine Verbesserung der Wassersicherheit. Am Bärwalder See wurden im Jahr 2017 noch 1.490 Stunden ehrenamtlich Dienst geleistet. Die Zahl der Dienststunden stieg im vergangenen Jahr um 55 Prozent auf 2.314. Die Ehrenamtlichen mussten bei 35 Einsätzen dreimal im Rahmen der Notfallrettung aktiv werden, 14 Sportbootbesatzungen Hilfe leisten, fünf Schwimmenden, Surfenden und Segelnden helfen und 17 Mal kleinere Verletzungen behandeln. Ein Großteil der Hilfs- und Rettungseinsätze war nur möglich, da Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer aus ganz Sachsen, aber auch aus anderen Bundesländern wie Berlin sowie Bayern, unter Einsatz eigener Mittel und Rettungsboote zur Stelle waren. Bei einer Fläche von mehr als 16 Quadratkilometern benötigt man moderne Technik um Menschen retten zu können, weshalb das Rote Kreuz hier seit Ende Juli mit dem neuen Motorrettungsboot „Micha“ im Einsatz ist. Die durch das DRK aufgestellten Notrufsäulen konnten einmal mehr zu schneller Hilfe vor Ort beitragen. Da sich auch der unbewachte Sportstrand steigender Beliebtheit zum Wind- und Kitesurfen erfreut, wird die Wasserwacht schon in der Saison 2019 versuchen das Notrufsäulennetz auszubauen.
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